top of page

Vordenker. Vormacher.

Ein Hotel in den Dolomiten – dort wo es vor Wettbewerbern nur so wimmelt – 1957 gegründet, 1975 abgebrannt, hat sich zum Geheimtipp gemausert. Mit einer unvorstellbar einfachen Idee: Höchste Kundenzufriedenheit.

 

Ich behaupte ja schon seit Jahren, dass es weder Kunden noch Käufer gibt. Dass es die Menschen sind, die wir begeistern müssen. Und dass wir das nur schaffen, wenn deren offensichtlicher Vorteil erkennbar ist. Da stimmen alle zu. Theoretisch.

Praktisch hapert es aber. Weil die Ideen fehlen.

Also treten wir einen Schritt zurück und stellen die Frage: Was steht vor der zündenden Idee?

Eine Möglichkeit wäre, einfach von anderen „abzustauben“. Was noch lange nicht das schlechteste ist. Aber selbst die beste Kopie ersetzt niemals das Original. Also muss es an etwas anderem liegen, dass Menschen auf Ideen kommen, die andere Menschen begeistern.

Die Antwort kennt jeder und sie ist simpel:

Authentisch sein!

Sich selbst kennen, sich selbst treu bleiben. Und zack – stehen wir vor der nächsten Hürde: Wer bin ich? Wie ist mein Unternehmen? Was macht uns unverwechselbar?

Die Magie dieser Fragen öffnet sich im Denken. Wenn wir uns raus aus dem Alltag schleichen; uns Zeit nehmen für das, was unser Angebot wesentlich macht.

Die mit den guten Ideen machen das vor. Da gibt es jedes Jahr Tage der Auszeit. Raus aus dem Unternehmen. Es so machen, wie Leonardo da Vinci (so ähnlich) sagte: „Um die Schönheit eines Gemäldes zu erkennen, musst du zurücktreten.“

Das ist die Zeit des entspannten Loslassens. Keine To-Do-Liste. Kein Handy. Keine Hektik.

Einfach nur für etwas Abstand zum Alltag sorgen.

Um aufzuschreiben, worum es dir wirklich geht.

Michil Costa vom „La Perla“ ist fernab eines Durchschnittshoteliers. „Das aktuelle Wirtschaftssystem ist obsolet, man kann nicht unendlich wachsen, ohne anderen zu schaden.“

Freitags gibts es kein Fleisch, Fisch aus Übersee sowieso nicht – dafür alles aus der Region. Zur jeweiligen Saison. Natürlich biologisch. Und vor allem sozial. Die Mitarbeiter sind Teil der Familie, junge Eltern werden besonders unterstützt, Michil orientiert sich an den Lehren Buddhas und hat mit seinen Leuten Leitlinien erarbeitet, die er „Vermächtnis“ nennt. Allein das Wort stellt klar, dass es hier nicht um Worthülsen gehen darf. Wie ernst die das nehmen und wie treffsicher sie das formuliert haben, drucke ich in Auszügen nach:

Einzigartigkeit des Gastes (und des Gastgebers):  Unser Wunsch ist es, dass jeder Gast (nicht: „Kunde“) sich in unserem Haus im Mittelpunkt größtmöglicher Aufmerksamkeit fühlt. Jedes Lächeln, das ihm entgegengebracht wird, soll echt und authentisch sein. Denn wir sind keine Tellerträger oder Dienstboten, sondern fähige, kompetente, seriöse Mitarbeiter… Herr und Frau Costa erinnern uns daran, dass im Lateinischen die Wörter Fremder und Gastgeber – hospes und hostis – die selbe Wurzel haben…

Stille:  Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Sanfte Bewegungen und das Vermeiden lauten Sprechens zugunsten leiser Worte sind im La Perla ein Imperativ. Achten wir lieber auf Blicke, auf kleine Gesten: Im Schweigen liegt oft mehr Aussage als im Gesprochenen. Und in wenigen Worten mehr Kraft als in vielen.

Energie:  Heiterkeit ist ansteckend! Denn sie ist kein Seelenzustand, sondern ein Weg, das Leben anzugehen. Eine Weise, auch die schwierigsten Situationen unter Kontrolle zu halten…

Nutzen wir die Energie, die die Erde uns gibt. Ohne Energie existieren weder Farben noch Formen, weder Wärme noch Leben. Unsere Dolomiten sind pure Energie. Energie ist kein Produkt, sondern ein Produzent. Und eine Kraft, die wir positiv nutzen können.

Familie:  Vertrauen und Respekt sind die Basis jeder Beziehung, und diese Werte schafft man nicht, wenn man wütend ist. Krieg beginnt immer im Kopf. Nicht das Gewehr tötet; es ist die Erregung, die uns den Abzug drücken lässt. Wer wütend wird, erklärt der Vergangenheit den Krieg, er erklärt ihn einer Person und auch sich selbst.

Ethik … Wir müssen nur verstehen, dass wir nie allein sein und dass wir auf diesem Planeten nicht die letzten sein werden… Deshalb geben wir einem ökologischen Leben den Vorrang, entscheiden uns für Produkte aus Bio-Anbau und Fair Trade. Heidelbeeren im Winter sind weder ehrlich noch authentisch….

Schönheit:  Die Schönheit ist etwas Absolutes und nicht subjektiv. Schönheit steckt überall, man muss sie nur erkennen und pflücken. Schönheit ist, etwas für einen Menschen tun zu können und ihn damit glücklich zu machen. Der Reisende findet Heiterkeit in einer Seelenlandschaft, mitten in objektiver Schönheit. Die Schönheit, nach Goethe, ist überall ein gar willkommener Gast.

Und ganz ohne Zaubertricks, aber allein mit der Liebe für alles, an das sie glauben, und für jedes kleine Detail bemühen sich Familie Costa und die große Familie der Mitarbeiter des Hauses La Perla darum, den Aufenthalt ihrer Gäste als ein unvergessliches Erlebnis zu gestalten. Mit dem Ziel, ein authentisches Lächeln entstehen zu lassen, ein untrennbares Band zwischen der Natur, dem Gast und dem Haus.

Was ist nun so bedeutend anders als bei anderen Hotels? Michil Costa macht sich Gedanken.  Er schreibt sie auf und er teilt sie. So entsteht deren Kraft. Und so werden Gedanken zu Magneten. Für ihn selbst, für seine Nächsten, für seine Gäste, für mich als Leser, für dich als Leser … und dreimal darfst du raten, wo ich schlafe, wenn ich in der Gegend bin.

Einfach ausgedrückt: Er DENKT seinen Erfolg.

Das Gewürz dieser Logik heißt Fokus. Wer jeden Tag hundert neue Ideen hat, mag einigen vielleicht als ausserordentlich kreativ vorkommen; die meisten von uns werden das aber als Spinnerei eines Hans-Guck-in-die-Luft abtun. Nicht fassbar. Ohne Orientierung. Und wo keine Orientierung ist, ist keine Sicherheit. Die wiederum ist uns quasi genetisch in die Wiege gelegt. Und wir fühlen sofort, wo wir aufgehoben sind. Und wo nicht.

FAZIT

Raus aus dem Alltag. Immer wieder. Perspektiven wechseln. Sich Zeit nehmen für sich selbst.

Denn alles, was um dich herum wächst oder untergeht, hat seinen Ursprung in dir.

Thomas Eschment

© 2018 Thomas Eschment​

bottom of page